MINT-Tag und Botschafterkonferenz

Am 22.09.2016 hat im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie die Initiative „MINT Zukunft schaffen“ den „MINT-Tag und Botschafter und Botschafterkonferenz 2016“ durchgeführt. MNU ist offizieller Partner von „MINT Zukunft schaffen“ und war durch den Autor auf der Veranstaltung vertreten, allerdings mit etwas Verspätung, weil der ICE in Hildesheim nach einem Reboot der Zugsysteme komplett ausgefallen war.

In der Podiumsdiskussion „Handwerk. Mittelstand und Konzerne: Innovative Ausbildung ist angesagt“ ging es zentral um die Themen Integration der Flüchtlinge und Digitalisierung. Das Beispiel der Spanier hat gezeigt, dass Integration schwierig ist und lange dauert, aber Mittelstand und Konzerne nehmen sich der Aufgabe an. So hat Siemens 60 junge Flüchtlinge in der Ausbildung, wobei wegen der Sprachprobleme auch neue pädagogische Ansätze benutzt werden, z. B. der Zugang zu Begriffen mittels Bildern. Wegen der Digitalisierung ist eine innovative Ausbildung angesagt, auch die Arbeit verändert sich, beispielsweise durch den Einsatz von Datenbrillen. Digitale Ausbildungsinhalte und adaptive Portale, die aus dem Feedback der Lerner Rückschlüsse ziehen, bieten neue Chancen, weil das Smartphone zum ständigen Begleiter geworden ist. Die Automatisierung schreitet voran, zunehmend sind IT-Kenntnisse nötig.  

Prof. Dr. Ludger Wößmann, Leiter des ifo Zentrums für Bildungsökonomik, hielt nach der Mittags­pause den Impulsvortrag „Vor dem Hintergrund von Digitalisierung demographischer Entwicklung und Migration: Sind unsere Bildungs- und Ausbildungssysteme noch zeitgemäß?“ Er zeigte den deutlichen Zusammenhang zwischen MINT-Kompetenzen von Schülern und dem Wirtschafts­wachstum auf, sowie zwischen MINT-Kompetenzen von Erwachsenen und dem Einkommen auf. Ziel muss es also sein, höhere Schülerleistungen zu erreichen, wofür er vergleichbare Prüfungen und einen größeren Wettbewerb von Schulen und Bundesländern vorschlug. Flüchtlingskinder sollen schnell in täglichen sprachlichen Austausch mit Kindern ohne Migrationshintergrund kommen, in der Grundschule also sofort in normale Regelklassen gehen, in weiterführenden Schulen kurze Phasen gezielten Spracherwerbs durchlaufen. Zur Verhinderung der Gettoisierung ist eine gleichmäßige regionale Verteilung nötig, dann entfällt rein rechnerisch ein zusätzliches Flüchtlingskind auf zwei Schulklassen. Die duale Berufsausbildung soll durch Senkung der Anzahl der Ausbildungsberufe und Stärkung des allgemeinbildenden Anteils zukunftsfähig gehalten werden, denn berufsspezifische Kenntnisse sind im beschleunigten technologischen Wandel immer schneller obsolet. Da das Bildungsniveau der Flüchtlinge im Durchschnitt eher niedrig ist fehlt oft die Ausbildungsreife. Als Maßnahmen zur Integration schlägt Herr Wößmann daher Sprachkurse, Schulpflicht bis 21 Jahre, eine Ausbildungsbegleitung sowie ein- bis zweijährige teilqualifizierende Ausbildungen vor. Bildung wird als Schlüssel zur Integration gesehen. Da die Bedeutung von MINT in den Berufen zunimmt – als Beispiel sei der Einsatz von 3D-Druckern bei Zahntechnikern genannt – sollte jede Schülerin und jeder Schüler einen Laptop haben und verstärkt mit digitalen Inhalten gelernt werden.

Das MINT-Kabarett von Dr. Henning Beck war ein grandioses Science Slam Feuerwerk. In seiner „Biologie des Geistesblitzes“ ging es um die Frage wie das Gehirn die Welt versteht und was die Unterschiede zum Computer sind. Der Computer verarbeitet Daten, das Gehirn Informationen. Wir können Wissen nicht googeln, Ideen nicht digitalisieren, diese entstehen nur analog, denn das Gehirn arbeitet analog. Man muss Wissen anwenden, um es zu verstehen und nur Fehler im Denken bringt uns auf eine neue Idee.

Thomas Sattelberger, Vorsitzender von „MINT Zukunft schaffen“, sprach anschließend zu „Die Herausforderungen im magischen Dreieck ‚Demographie – Migration – Digitalisierung‘ meistern“. Die demographische Entwicklung wird im kommenden Jahrzehnt zu einem dramatischen Fachkräfte­bedarf führen. Migration ist ein Schlüssel diese Lücke zu füllen. Die digitale Transformation hat vielfältige Auswirkungen: die Automatisierung ersetzt zunehmend den Menschen, die Zahl der Festangestellten sinkt, Start-ups schaffen neue Strukturen, zahlreiche Industrien sind attackiert, Deutschland ist digital unterentwickelt, bedrohte Arbeitsplätze fordern einen Skill-Shift und Big Data bestimmt die Entwicklung. Den Kernstärken Deutschlands – Nachhaltigkeit und industrielle Produktion – stehen die Kernschwächen innovative Geschäftsmodelle, digitale Kompetenzen und Internet-Technologien, Innovationskultur und Zugang zu Kapital gegenüber. In dieser Situation sieht Sattelberger u.a. die Wertschätzung der Migrations-Potenziale, eine Menschen- und innovations­freundliche Führung & Kultur, eine durchgängige, motivierende und unternehmerische MINT-Bildung entlang der gesamten Bildungskette sowie cross-disziplinäre Innovationscluster als mögliche Handlungsfelder.

Zum Anschluss der Veranstaltung wurden zahlreiche MINT Botschafterinnen & MINT Botschafter sowie „MINT-freundliche Schulen“ des Jahres 2016 aus Berlin und Brandenburg geehrt.

Gerhard Röhner
Referent für Informatik im MNU-Vorstandsrat

 



 

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