ROTAT
ROTAT (Remote Observatory Theoretical Astrophysics Tübingen) – eine Fortbildung für Lehrer, die astronomische Themen im Unterricht praxisnah unterrichten möchten.
In Nürnberg fanden am 20.10.13 und am 11.3.15 zwei ROTAT-Fortbildungen statt, die von Dr. Dominik Elsässer, Universität Würzburg und Dr. Carolin Liefke, Universität Heidelberg durchgeführt wurden. Ihnen gilt unser herzlichster Dank für ihr großes Engagement, insbesondere da beide diese Veranstaltungen in ihrer Freizeit durchführten.
Im ersten Fortbildungsteil am 20.10.13 wurde zunächst die Stiftung ROTAT vorgestellt, die zur Förderung praxisnaher Astronomie an Schulen gegründet wurde und der u.a. ein 60 cm Newton Teleskop in der Haute Provence gehört.
Seit dem Jahr 2001 besteht am Observatoire de Haute Provence (OHP), etwa 80 km nordöstlich von Marseille, das Remote Observatory Theoretical Astrophysics Tübingen (ROTAT). Diese Beobachtungsstation wird unter Federführung von Prof. Hanns Ruder (Universität Tübingen) im Rahmen einer Stiftung und unter Mitwirkung von Wissenschaftlern der Universitäten Heidelberg und Würzburg über die Stiftung „Interaktive Astronomie und Astrophysik“ betrieben. Das Teleskop ist mit einer modernen CCD Kamera ausgestattet und kann nach entsprechender Einweisung von Lehrkräften ferngesteuert und eigenverantwortlich betrieben werden, um faszinierende Himmelsaufnahmen zu gewinnen. Betrieb und Steuerung erfolgen über Standard-Software und Internet. Es sind dabei Sicherheitsmechanismen implementiert um Schäden bei etwaigen Fehlbedienung oder unerwarteten Vorkommnissen möglichst zu verhindern. Aufgrund der instrumentellen Ausstattung, der wesentlich günstigeren klimatischen Verhältnisse (ca. 200 klare Nächte im Jahr) und des dunkleren Nachthimmels sind bei Nutzung der ROTAT-Teleskope regelmäßig Beobachtungsergebnisse mögliche, die weit über die von Deutschland aus erreichbaren Resultate hinausgehen. In W- und P-Seminaren können dadurch auch Projekte wie
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Beobachtung Veränderlicher Sterne (z.B. Cepheiden)
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Positionsbestimmung von Asteroiden und Kometen
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Studium aktiver Galaxienkerne
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Beobachtung von galaktischen Nebeln und Sternentstehungsgebieten durchgeführt werden.
Anschließend wurde die benötigte Software (ausschließlich Freeware) kurz vorgestellt und eine detaillierte Einführung in die modernen Techniken der Datenreduktion und der Aufarbeitung astronomischer Aufnahmen mit gängigen Computerprogrammen gegeben. Dies ist nicht nur relevant für die Bearbeitung der mit ROTAT gewonnen Aufnahmen, sondern auch für jedwede quantitativen Beobachtungsergebnisse mit eigenen oder Schulteleskopen.
Der zweite Fortbildungsteil, der sich nun konkret mit den zahlreichen Einzelschritten der Steuersoftware befasste, konnte wegen technischer Probleme am OHP im Jahre 2014 und Änderungen an der Bediensoftware erst am 11.3.15 stattfinden.
Um das Teleskop in Betrieb zu setzen, sind alle Arbeitsschritte durchzuführen, die auch auf jeder normalen Sternwarte erforderlich sind, und diese müssen mit den in der Kuppel installierten Webcams kontrolliert werden. Das beginnt mit dem Beobachten der Wetterlage, gefolgt von dem Einschalten des Lichts in der Kuppel und aller elektrischen Komponenten, dem Entfernen der Teleskopabdeckung, Öffnen der Kuppel usw. bis schließlich zur aktiven Steuerung des Teleskops und seiner Kameras. Am Ende der Aufnahmen schließlich müssen alle Komponenten wieder in den Ruhezustand versetzt werden.
Für die zahlreichen Fragen der Teilnehmer stand in beiden Veranstaltungen genügend Zeit zur Verfügung und die für die meisten Anwesenden neue Materie wurde rege diskutiert.
Sobald diese einzelnen Schritte der Steuersoftware in einer überarbeiteten schriftlichen Anleitung vorliegen, und die Kuppelsteuerung funktioniert, können die interessierten Kollegen der Fortbildung mit dem Einsatz von ROTAT im Unterricht beginnen.
Marianne Köhler-Kleinlein