VC 02

Es geht auch mit weniger Iod! Gefahrstoffreduzierte Nachweisreaktionen für Cellulose und Stärke
Vortragende/r: Dr. Klaus Ruppersberg
Institution:Universität Flensburg
Datum:14. November 2022
Zeit:12:00 - 12:45 Uhr
Raum:KLA1
Plätze:noch 30 Plätze frei

Obwohl Cellulose in unserem Alltag das mit Abstand häufigste Kohlenhydrat ist, wird es in der Schule selten nachgewiesen. Dies liegt daran, dass eine schulisch anwendbare Nachweisreaktion, der Iod-Zinkchlorid-Test, zum einen relativ unbekannt ist und zum anderen die Gefahrstoffe Iod und Zinkchlorid enthält, welche eine Einstufung als "körperschädigend" (GHS 08) und "ätzend" (GHS 05) zur Folge haben. Auch Lugolsche Lösung zum Nachweis von Stärke hat die Einstufung "körperschädigend" GHS 08, weil nicht nur bis zu 5% Iod enthalten sind, sondern auch bis zu 10% Kaliumiodid. Letzteres ist verzichtbar, sofern die Lösung einen Tag vor der ersten Verwendung hergestellt wird, denn Kaliumiodid diente dem Erfinder der Lösung, dem französischen Arzt Jean Guillaume Lugol (1786–1851) lediglich als Hilfsmittel zur Verbesserung der Löslichkeit von Iod. Dass die dabei entstehenden Tri- oder Pentaiodid-Ionen ausschlaggebend für Entstehung der farbigen Iod-Stärke-Einschlussverbindung sind, ist ein Märchen, das seit 2016 durch einen Artikel in "Angewandte Chemie" widerlegt ist. Iod bildet ähnlich wie Schwefel lange Molekülketten; deren Eindringen in das spiralig gewundene Stärkemolekül ist für die charakteristische Farbe verantwortlich. Die Konzentration der Iod-Lösung kann auf 0,65% verringert werden, ebenso wie bei einer Abwandlung der Iod-Zinkchlorid-Lösung. Bei letzterer kann der Gefahrstoff Zinkchlorid durch Calciumchlorid ersetzt werden. Der Vortrag dokumentiert umfangreiche Hintergrundinformationen und erklärt die äußerst preiswerte Eigenherstellung der nötigen Fertiglösungen.