Fake oder Fakt? Förderung von Kompetenzen zur Recherche glaubwürdiger Informationen in Online-Quellen im Themenfeld „Kunststoffchemie“
Vortragender: Dr. Dennis Dietz
Co-Autoren:Prof. Dr. Claus Bolte
Institution:Freie Universität Berlin
Datum:Montag, 25. März 2024
Zeit:16:00 - 17:30 Uhr
Raum:207
Beitrags-Nr.:WC 25-004
Plätze:noch 1 Plätze frei

Deutsche Jugendliche sind durchschnittlich 63,7 Stunden in der Woche im Internet (Postbank Jugend-Digitalstudie, 2023). Zweifelsohne stellt das Internet damit eine bedeutsame Informationsquelle für Jugendliche dar. Allerdings trauen sich nur wenige Jugendliche zu, kompetent mit Desinformation im Internet umzugehen (Paus & Börsch-Supan, 2020). Daher ist es konsequent, dass das Einschätzen der Glaubwürdigkeit von Quellen Einzug in die deutschen Bildungsstandards für die allgemeine Hochschulreife aller naturwissenschaftlichen Unterrichtsfächer gefunden hat (KMK, 2020a c).
Vor diesem Hintergrund kann man sich die Frage stellen, wie die Förderung von Kompetenzen zur Recherche glaubwürdiger Informationen im Internet zusätzlich zu all den anderen verpflichtenden Fachinhalten und zu vermittelnden Kompetenzen des Chemieunterrichts der Sekundarstufe II nun auch noch gelingen soll. In diesem Workshop möchte ich Ihnen anhand einer Unterrichtssequenz, die im Themenfeld der Kunststoffchemie angesiedelt ist, darlegen, wie eben diese Verzahnung des klassischen Chemieunterrichts mit einer zeitgemäßen Medienbildung gelingen kann.
In der vorgestellten Unterrichtssequenz werden Strategien vermittelt, die von professionellen Faktencheckern bei der Recherche glaubwürdiger Informationen im Internet genutzt werden. Zu diesen Strategien gehören u. a. das „click restraint“, das „lateral reading“ und die funktionale Nutzung von Wikipedia (McGrew et al., 2018, S. 168). In der Unterrichtssequenz erarbeiten die Schüler*innen ein Konzeptpapier für eine suchmaschinenoptimierte Webseite eines Recyclingunternehmens, das sich wahlweise auf die werkstoffliche, rohstoffliche oder thermische Kunststoffverwertung spezialisiert hat. Unter Anwendung der Methode des „lateral reading“ setzen sich die Schüler*innen kritisch mit Webseiten für „bio“-gelabelte Kunststoffe auseinander, identifizieren Überzeugungsabsichten der Webseitenautoren und klären zentrale Begriffe der Bio-Kunststoffchemie. In den Kontexten „Biokompostierbarkeit von PLA“ und „Mikroplastik in Wasser“ diskutieren die Schüler*innen die wissenschaftliche Evidenz ausgewählter Studien und lernen, Wikipedia als Ausgangspunkt für die Recherche von aussagekräftigen Studien zu nutzen.
Im Workshop erhalten sie eine kurze theoretische Einführung in die Arbeitsweise von professionellen Faktencheckern und können die für die hier skizzierte Unterrichtssequenz entwickelten Arbeitsmaterialien sichten, erproben und kritisch diskutieren.