Wissenschaftlicher Antirassismus – ein vernachlässigtes Thema des Biologieunterrichts Zur Geschichte von wissenschaftlicher Rassenklassifikation von Johann Friedrich Blumenbach und Charles Darwin bis ins 21. Jahrhundert.
Vortragender: Prof. Dr. Ulrich Kattmann
Institution:Universität Oldenburg
Datum:Dienstag, 26. März 2024
Zeit:09:45 - 10:30 Uhr
Raum:V5
Beitrags-Nr.:VB 26-002

Die im Übrigen als Stellungnahme von Zoologen begrüßenswerte Jenaer Erklärung: „Rasse ist das Ergebnis von Rassismus und nicht dessen Voraussetzung“ gilt mit dieser Aussage für die Gegenwart, jedoch nicht für die Geschichte! Rassismus sollte nicht mit Rassenklassifikation gleichgesetzt werden! Der als Vater der Anthropologie und deren Rassenklassifikation bekannte Göttinger Professor Johann Friedrich Blumenbach gilt zugleich als Vater des wissenschaftlichen Antirassismus, da er die von ihm selbst vorgenommene Rassenteilung sogleich als willkürlich charakterisiert sowie die Einheit der Menschheit und die gleitenden Übergänge zwischen den Rassen betont hat. Beides hat später auch Charles Darwin getan, dessen Anschauungen deshalb nicht als rassistisch bezeichnet werden sollte, wie es aktuell geschehen ist. Rassismus besteht nach dem Gesagten nicht in der Klassifikation von Rassen beim Menschen, sondern darin, den so angenommenen „Rassen“ Wesensunterschiede oder gar abgestuft Menschsein zuzuschreiben, wie es in der Geschichte der Anthropologie des 19. bis ins 21. Jh. wiederholt geschehen ist.
Im Biologieunterricht sollte daher neben dem wissenschaftlichen Rassismus auch der wissenschaftliche Antirassismus behandelt werden. Dies nicht, um die biologische Wissenschaft Anthropologie zu rechtfertigen oder gar rein zuwaschen, sondern, um Rassismus zielgenau zu erfassen und dessen Vorstellungen zu bekämpfen.