Das Salz in der Suppe: Wie sprachsensible Methoden Schüler*innen beim Erwerb chemiebezogenen Fachwissens unterstützen
Vortragender: Robert Gieske
Co-Autoren:Sabine Streller, Claus Bolte
Institution:Freie Universität Berlin
Datum:Montag, 25. März 2024
Zeit:16:15 - 17:00 Uhr
Raum:V4
Beitrags-Nr.:VC 25-003

Schüler*innen mit ihren zunehmend heterogenen Voraussetzungen im Erwerb bildungs- und fachsprachlicher Kompetenzen zu unterstützen, stellt auch Lehrende mit naturwissenschaftlichem Fach vor große unterrichtliche Herausforderungen. Wenngleich die Etablierung sprachsensibler Unterrichtsmethoden – selbst im naturwissenschaftlichen Unterricht – in den vergangenen Jahren in bemerkenswerter Weise vorangeschritten ist, bleibt der Lernerfolg von Schüler*innen mit Förderbedarfen in der Bildungs- und Unterrichtssprache Deutsch noch immer viel zu oft hinter dem ihrer bildungssprachlich kompetenteren Mitschüler*innen zurück.
In den zurückliegenden Jahren haben sich vielfältige Unterrichtsansätze unter dem Sammelbegriff des sprachsensiblen Fachunterrichts herausgebildet. Diese Ansätze verbindet, dass der Sprache als zentralem Medium des Lehrens und Lernens eine exponierte Bedeutung hinsichtlich des fachlichen Wissenserwerbs eingeräumt wird (Becker-Mrotzek & Woerfel 2020). Sprachsensibles Scaffolding – ursprünglich für den Bereich des Zweitspracherwerbs von Gibbons (2015) entwickelt – wird mittlerweile auch in den naturwissenschaftlichen Fächern zunehmend praktiziert.
Der Disaggregate-Instruction-Ansatz von Brown et al. (2010) ist noch kaum bekannt, nimmt für sich jedoch in Anspruch, Lernende beim Erwerb chemischen Fachwissens und in der Entwicklung chemiebezogener Kompetenzen in besonderem Maße zu unterstützen. Für diesen Zweck wird der Verlauf einer Unterrichtssequenz in vier klar voneinander abgrenzbare Phasen gegliedert. Zunächst verschafft sich die Lehrkraft einen Überblick über den Lern- aber auch den Sprachstand der Lerngruppe. Anschließend werden die relevanten Fachkonzepte eingeführt und ausschließlich anhand von den Schüler*innen bereits bekannten sprachlichen Mitteln erarbeitet. Ist auf Seiten der Lernenden ein grundlegendes Konzeptverständnis nachweisbar, so erfolgt im nächsten Schritt die Einführung der korrespondieren Fachtermini. In der abschließenden Phase werden die neuen Fachkonzepte und -termini gemeinsam gefestigt.
Um die Wirkungsweise des DI-Ansatzes mit dem des Scaffoldings vergleichend zu evaluieren, haben wir Interventionsstudien mit über 400 Schüler*innen aus 20 Klassen durchgeführt (Gieske et al. 2022; 2023) und die fachbezogenen Lernzuwächse analysiert. Im Vortrag stellen wir die Entwicklung der sprachsensiblen Unterrichtsintervention und -materialien samt ausgewählter Ergebnisse und Implikationen für die Unterrichtspraxis zur Diskussion.