Schulbezogenes Fachwissen von angehenden Lehrkräften - Warum Hochschulmathematik manchmal doch hilfreich ist.
Vortragende: Carina Albu
Co-Autoren:Prof. Dr. Anke Lindmeier
Institution:Friedrich-Schiller-Universität Jena, Fakultät für Mathematik und Informatik, Abteilung Didaktik
Datum:Dienstag, 26. März 2024
Zeit:16:30 - 17:15 Uhr
Raum:HS6
Beitrags-Nr.:VM 26-007

Die Hochschulmathematik, wie sie in den meisten Lehramtsstudiengängen für die Sekundarstufe gelehrt wird, wird von vielen angehenden Lehrkräften als kaum hilfreich für die praktische Umsetzung im Unterricht empfunden. Schon Felix Klein beschrieb 1908 dieses Phänomen der Doppelten Diskontinuität wie folgt: „Der junge Student sieht sich am Beginn seines Studiums vor Probleme gestellt, an denen ihn nichts mehr an das erinnert, womit er sich bisher beschäftigt hat […]. Tritt er aber nach Absolvierung des Studiums ins Lehramt über, so muss er eben diese herkömmliche Elementarmathematik schulmäßig unterrichten“. Da Lehramtsstudierende in Mathematik Probleme haben, die Zusammenhänge zwischen dieser elementaren Schulmathematik und der Hochschulmathematik zu erkennen, hat das erworbene (hochschul-)mathematische Fachwissen bei Eintritt in den Lehrberuf meist wenig Einfluss auf deren Unterricht. Gleichzeitig ist das mathematische Fachwissen von Lehrkräften und insbesondere auch das Wissen über Zusammenhänge zwischen akademischer und schulischer Mathematik (schulbezogenes Fachwissen), eine Voraussetzung, um Mathematik fachlich korrekt und intellektuell ehrlich (vereinfachend aber nicht verfälschend) zu vermitteln. So ist bekannt, dass das professionelle Wissen von Lehrkräften einen maßgeblichen Einfluss auf die fachspezifische Unterrichtsqualität und damit auch auf den Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler hat. Nichtdestotrotz ist bisher wenig darüber bekannt, wie das schulbezogene Fachwissen in der Praxis der Unterrichtsplanung und Durchführung Anwendung findet.
Anhand ausgewählter Beispiele gibt der Vortrag Anregungen, inwiefern (angehende) Mathematik-Lehrkräfte von der Hochschulmathematik für ihre Unterrichtsplanung profitieren können und präsentiert Einblicke in den aktuellen Forschungsstand zum schulbezogenen Fachwissen. So wird die PerformA-Studie (FSU Jena) vorgestellt, in der untersucht wird, wie angehende Mathematiklehrkräfte ihr schulbezogenes Fachwissen in Vorbereitung und Durchführung von standardisierten Unterrichtssimulationen (Microteachings) zum Grenzwertbegriff und Umkehrfunktionen anwenden.