Ein bisschen Stonehenge geht überall -- Horizontalkalender als fachübergreifendes Projekt
Vortragender: Prof. Dr. Lutz Kasper
Institution:PH Schwäbisch Gmünd, Abteilung Physik
Datum:30. April 2023
Zeit:14:00 - 14:45 Uhr
Raum:A120
Beitrags-Nr.:VA 30-005

Die jährlichen und täglichen Bewegungsmuster von Sonne und Erde (wie auch die des Mondes und der mit bloßem Auge sichtbaren Planeten) gehörten schon in den frühesten Kulturen zum Wissensschatz der Menschen. Um diese Kenntnisse ist es heute bei vielen Menschen jedoch weitaus schlechter bestellt als bei unseren Vorfahren. Zwar stehen uns Uhr- und Kalenderzeiten wie auch Navigation auf der Erde und sogar Voraussagen über zukünftige himmlische Ereignisse jederzeit und überall zur Verfügung. Der Blick in den Himmel ist für den größten Teil der Menschen somit scheinbar nicht mehr lebensnotwendig. „Jemand“ tut das für uns, Expertinnen und Experten mit ihren Großgeräten und Satelliten erledigen all die wichtigen Dinge für uns. Andererseits gewinnt die Beschäftigung mit der kosmischen Umgebung der Erde in allen Bereichen von Gesellschaft und Forschung bis hinein in unseren Alltag spürbar an Bedeutung. Der allseitigen Anerkennung dieser Bedeutung und einem großen allgemeinen Interesse an astronomischen Themen stehen Bildungslücken und die Präsenz bedenklicher Konzepte und Vorstellungen hinsichtlich der Bewegungsmuster der genannten Himmelskörper gegenüber.
Mit dem im Vortrag vorgestellten Projekt der Entwicklung eines „Horizontalkalenders“ soll an alltäglichen Beobachtungen – hier der variable Aufgangsazimut der Sonne – angeknüpft und das Beobachtungswissen systematisiert werden. Mit einer Langzeitbeobachtung an prinzipiell jedem Ort können die Grundlagen antiker und legendärer Anlagen wie Stonehenge, der Chankillo-Komplex im heutigen Peru oder die Ringgrabenanlage von Goseck in Sachsen-Anhalt verstanden werden. Die Akkuratesse der vorausgegangenen Beobachtungen der jeweiligen antiken Erbauer kann erst dann richtig wertgeschätzt werden, wenn man sich selbst einmal an einer solchen Beobachtung versucht hat. Am Beispiel einer Fotodokumentation der Sonnenaufgänge über dem Nordrand der Schwäbischen Alb wird ein einfach auszuführendes konkretes Projekt präsentiert. Damit lassen sich bereits Basiserkenntnisse des Systems Sonne-Erde erarbeiten. Neben der historischen Einbettung, können in verschiedenen Niveaustufen Verknüpfungen zur Mathematik erfolgen. Weiterhin werden ergänzend Möglichkeiten virtueller Beobachtungs- und Berechnungswerkzeuge vorgestellt.