»Vergesst die theoretische Informatik nicht!«
Vortragende/r: Daniel Losch
Co-Autoren:André Hilblig
Institution:Bergische Universität Wuppertal, Didaktik der Informatik
Datum:13. April 2022
Zeit:14:00 - 14:45 Uhr

Die Informatik lebt von der Kohärenz der ihr immanenten Fachgebiete. Mit einem Blick auf den Informatikunterricht in der Sekundarstufe I, ist z.T. schnell klar, dass Praktische Informatik (in Form von Programmierung oder Softwareprodukten) sowie Technische Informatik (in Gestalt diverser Informatiksysteme) eine starke Präsenz aufweisen.
Die Bedeutung des informatischen Diskurses gilt es immer wieder herauszustellen; vielen scheint (noch immer) nicht klar, warum es informatischer Bildung im Rahmen der allgemeinen Schulpflicht bedarf. Zur Legitimation und Motivation des informatischen Diskurses schlägt Till Tantau aus Sicht der Theoretischen Informatik folgende konstruktive Linie vor: Aufschluss der Codierung von Daten – insbesondere derjenigen innerhalb von Kommunikationsprozessen; Algorithmen; und schließlich: praktische und prinzipielle Grenzen der Informatik. Ein wichtiger Aspekt, der sich aus der Auseinandersetzung mit der Theoretischen Informatik ergibt, ist die Entwicklung eines Bewusstsein für die Mensch-Maschine-Differenz; der Anschluss zu philosophischen Diskussionsfäden ist naheliegend.

Das Modulkonzept von Ludger Humbert zur Gestaltung längerfristiger Unterrichtszusammenhänge berücksichtigt neben den Modulen »Informatiksysteme verantwortlich nutzen« und »informatische Modellierung« insbesondere »Elemente der theoretischen Informatik« und bietet damit eine Möglichkeit, Informatikunterricht auch aus Sicht der Theoretischen Informatik zielführend zu arrangieren. Volker Claus hat bereits früh angedacht, Informatik als (reinen) Sprach(en)unterricht zu begreifen, indem er in seiner Vision informatisch-sprachbezogene Gegenstände den schulischen Altersstufen zuordnet; im Projekt »Informatik an Grundschulen« (https://iag.nrw.de) wurden Elemente der Kryptologie haptisch erfahrbar aufbereitet; eine dritte Art von Zugang wäre durch die enaktive Darstellung in Form von »Bewegung« möglich (bspw. Choreographien in Kinderspielen und -tänzen). Das Lehrwerk »starkeSeiten Informatik« weist für das in NRW im Schuljahr 2021/2022 eingeführte Pflichtfach Informatik in den Jahrgangsstufen 5/6 unterrichtspraktische Beispiele zur Gestaltung theoretischer Informatik auf: Fachgebiete und deren wesentliche Aufgabe(n) benennen, Daten in diversen Darreichungsformen binär codieren, prinzipielle und praktische Grenzen rudimentär beurteilen.