Was können wir heute noch von Liebigs Experimentalvorlesungen lernen?
Vortragende/r: Dr. Harald Paland
Institution:Schulfarm Insel Scharfenberg (Gymnasium)
Datum:17. April 2020
Zeit:17:00 - 17:45 Uhr
Raum:Higa Ch1

Justus von Liebig verhalf mit seinen Experimentalvorlesungen der modernen Chemie in Deutschland zum Durchbruch. Liebig hat seinen Studenten die Experimente nicht nur demonstriert, sondern sie in seinen Vorlesungen in einer sehr persönlichen und emotionalen Weise mit den theoretisch zu diskutierenden chemischen Aspekten verbunden. Er war offensichtlich bemüht, für die Studenten im didaktischen Experiment das Drama der wissenschaftlichen Forschung abzubilden und erlebbar zu machen. Wir wissen aus den Berichten der zeitgenössischen Hörer seiner Experimentalvorlesungen, wie er dabei vorging und welcher Sprache er sich bediente. Wir erfahren auch, welch atemlose Spannung er auf diese Weise im Auditorium erzeugen konnte.
Junge Menschen aus aller Welt pilgerten nach Gießen, um sich von Liebig inspirieren zu lassen. Er verdrängte im Verlauf der Jahrzehnte durch seine experimentelle Praxis in der Forschung und durch ihre Spiegelung im Unterricht die seinerzeit in Deutschland etablierte Naturphilosophie von den Lehrstühlen der deutschen Universitäten. Er präsentierte die Experimente aus der Forschung im Unterricht wesentlich verändert und verwandte dazu keine elaborierte Fachsprache. Er erfand ein faszinierendes Wissenschaftstheater, das von seinen Hörern sprachlich sehr genau verstanden wurde. Wie wir davon heute noch profitieren können, soll im Vortrag thematisiert und Anregungen dazu gegeben werden.