Der MNU begrüßt sehr die Einführung des Pflichtfachs Informatik ab Klassenstufe 7 aller allgemeinbildenden Schulen. Durch die Wahl der Fachbezeichnung Informatik und Abgrenzung sowohl zur informationstechnischen Grundbildung als auch zur Medienbildung ist ein klar definierter Fachrahmen gesteckt, der neue Kompetenzen fördert. Beides stellt eine Querschnittsaufgabe aller Fächer dar und wird durch den rheinland-pfälzischen Medienkompass forciert.
Der MNU fordert den Einsatz von Desktop-Computern bzw. Notebooks während des Fachunterrichts, damit die Schülerinnen und Schüler die Verwaltung von eigenen Dateien vertiefen können. Der Umgang mit Tastatur und Maus sowie die Verwendung von großen Monitoren sind für lange Textarbeiten ergonomisch wertvoller als der Einsatz eines zu kleinen Tablet-Bildschirms.
Die Orientierung des neuen Lehrplans für die Sekundarstufe I an den Inhalten der Fachwissenschaft und die Berücksichtigung der Bildungsstandards Informatik der Gesellschaft für Informatik bei der Entwicklung wird begrüßt. Die Anschlussfähigkeit zur Sekundarstufe II einschließlich der Option des Leistungskursangebots von vorneherein mitzuberücksichtigen, ist eine logische Konsequenz der Einführung des Pflichtfachs Informatik und setzt die überfällige Überarbeitung des Oberstufen-Lehrplans voraus, um auch aktuelleren Themen Raum im Oberstufenunterricht zu geben.
Wenn auch die landesweite Einführung leider erst mit dem Schuljahr 2028/29 vorgesehen ist, wird mit einer vorzeitigen Einführung an ausgewählten Schulen der Beginn mit dem kommenden Schuljahr ermöglicht. Die Bedeutung des Fachs Informatik wird zudem durch die Versetzungsrelevanz unterstrichen und entspricht den Forderungen des MNU.
Damit das Fach durchgehend in jedem Schuljahr unterrichtet werden kann, muss eine Mindeststundenanzahl von vier Wochenstunden in den Klassenstufen 7 bis 10 angenommen werden. Aus der Erfahrung anderer Fächer ist bekannt, dass bei einem Unterrichtsfach mit einer Stunde pro Woche der Lernerfolg und der Kompetenzzuwachs nur bedingt gelingt, weshalb das Modell eines Epochalunterrichts empfohlen werden sollte. Als ein Verband, der die gesamte Breite der MINT-Fächer vertritt, nehmen wir mit Bedauern zur Kenntnis, dass durch die Einführung des Pflichtfachs Informatikin der Mittelstufe eine Stunde eines naturwissenschaftlichen Fachs – die Physik am Gymnasium sogar vorgeschrieben – und in der Orientierungsstufe eine Stunde NaWi gestrichen werden. Wir fordern insbesondere den Wegfall der Physik-Stunde zu revidieren, da die Physik eine Grundlagennaturwissenschaft darstellt. Aufgrund des stetig zurückgehenden Interesses der Schülerinnen und Schüler an naturwissenschaftlichen Phänomenen und der immer geringer werdenden Anzahl an Schülerinnen und Schülern in den LK Physik und Chemie[1] ist es absolut notwendig, dass die Naturwissenschaften in der Mittelstufe gestärkt werden.
Ferner sehen wir sehr kritisch, dass jede Schule eigenständig entscheidet, welches weitere Fach in der Mittelstufe um eine Stunde gekürzt wird. Dies führt am Ende dazu, dass die Fachkonferenzen aufgrund der Stundenkürzung in Konkurrenz zueinander stehen und damit den Unmut im Kollegium schüren. Zudem wird den Schülerinnen und Schülern, die einen Schulwechsel anstreben, der Übergang erschwert oder gar unmöglich gemacht.
Um die notwendige Anzahl an Informatik-Lehrkräften zu gewinnen, begrüßt der MNU die Ausweitung des Angebots an Weiter- und Fortbildungen und erwartet, dass nur Lehrkräfte mit der entsprechenden Lehrbefähigung für Informatik dieses auch unterrichten. Die Entscheidung, sich im Rahmen dieser Veranstaltungen an der Schulpraxis in Abstimmung mit der Lehrplankommission zu orientieren, ist eine sinnvolle Konsequenz.
Wenn auch den Schulen durch das Online-Lehrbuch www.inf-schule.de eine Materialiensammlung vorgestellt wird, kann über die Einführung eines Lehrwerks erst dann nachgedacht werden, wenn der gesamte Lehrplan veröffentlicht ist. Das Anraten der Arbeit mit dem Calliope mini ist ein vernünftiger Schritt, sollte aber nicht den Zugang über andere gleichwertige Informatiksysteme verbauen.
Insgesamt zeigt sich der MNU erfreut, dass die langjährige Forderung nach dem Pflichtfach Informatik Gehör gefunden hat, wenn auch andere MINT-Fächer darunter massiv benachteiligt werden.
[1] Vgl. Statistische Berichte 2023 des statistischen Landesamts Rheinland-Pfalz, https://www.statistik.rlp.de/fileadmin/dokumente/berichte/B/1013/B1013_202200_1j_K_T1.pdf, zuletzt geprüft am 16.06.2025